HAU 2, 13. / 14. April, 20 Uhr
André Masseno, Rio de Janeiro
»Outdoor Corpo Machine«
Europäische Erstaufführung
Publikumsgespräch: 14. April,
im Anschluss an die Vorstellung
»Der Mensch kann unter keinen Umständen seiner Unvollkommenheit entkommen.«
Georges Bataille
„Outdoor Corpo Machine“ ist eine Soloperformance, mit der André Masseno seine Studien über Tanz und Gender fortsetzt. Initiiert hat er diese 2004 mit dem Werk „I’m not here ou a Morte do Cisne“ („I’m not here oder der Tod des Schwans“).
Den Ausgangspunkt von „Outdoor Corpo Machine“ bilden medienwirksame männliche Körper, die aus Werbeplakaten, Actionfilmen, Bodybuilding-Zeitschriften und Aktfotos stammen oder besser gesagt: aus Bildern, die Ideale wie Jugend, Kraft, Schönheit und wirtschaftlicher Erfolg „verkaufen“. Mittels dieser Bilder stellt André Masseno eine Arbeit autofiktionaler Prägung vor, in der er sich mit seinem Körper in einen schaufenster- und maschinengleichen Körper hineinversetzt, der ihm fremd, wenngleich als Mensch und Queer-Künstler nicht unbekannt ist. Hier beginnt ein Spiel mit Identitäten, in dem der Performer, der sich der Bilder von vermeintlich gesunden und männlichen Körpern bedient, mit seiner eigenen Physis eine raum-zeitliche Körperlichkeit schafft und der Aversion des gegenwärtigen Menschen gegen das Abstoßende und die Entstellung des eigenen Körpers Ausdruck verleiht.
„Outdoor Corpo Machine“ möchte jedoch keine Antworten auf
die angesprochene Problematik liefern, sondern ein variables szenisches Ambiente
schaffen, das es dem Publikum erlaubt, auf der Grundlage der physichen Erfahrung
des Künstlers angesichts dieses Schaufenster-Maschinen-Körpers, der
auch ihn verführt, seine eigene Dramaturgie zu entwickeln. Es bestätigt,
entfernt und korrigiert somit Informationen über sich selbst und das Umfeld,
mit dem es in Dialog tritt.
Kunstpolitisches Verständnis dieser Performance
Mit diesem Solo setzt André Masseno seine autofiktionalen Studien fort, in denen das Erforschen der Subjektivität hinsichtlich der Gender-Komponente, der Sexualität und der – individuellen und/oder kollektiven – Geschichte des Körpers zu einem sich wiederholenden Ansatz wird.
In „Outdoor Corpo Machine“ treten die visuellen Informationen und das geschriebene Wort in einen Dialog ein, schaffen Spannungen und erneuern den Kontext von Bildern und Aussagen. In einem durch ein weißes ausgeschnittenes Quadrat, den „Faun“ von Nijinsky, Bilder von nackten Männern, einen Satz von Oscar Wilde, die Barbie-Puppe Ken, Din-A4-Blätter und den Stadtteil Copacabana zerstückelten Ambiente entsteht ein visueller Text, in dem das Publikum seine eigene „Lesart“ der Darstellung entwickelt.
Als Sprachstudie setzt „Outdoor Corpo Machine“ die Erforschung
einer hybriden Szene fort, in der Bestandteile des Gegenwartstanzes, live art
und Theater sich miteinander verbinden.