HAU 3: 9. / 10. April, 18 Uhr

Paula Carneiro Dias, Salvador / Bahia

»Para o herói: experimentos sem nenhum caráter – corpo sobre papel«
(Für den Helden: Experimente ohne jeglichen Charakter – Körper auf Papier)

Europäische Erstaufführung
Publikumsgespräch: 10. April, im Anschluss an die Vorstellung

„Corpo sobre papel “ ist eingebettet in eine Reihe von Performances mit dem Titel „Para o herói: experimentos sem nenhum caráter“, eine Tanzstudie, die 2008 im centro em movimento (c-e-m) in Portugal begonnen hat und durch das literarische Werk „Macunaíma, o Herói sem Nenhum Caráter“ von Mário de Andrade inspiriert wurde. Gegenstand dieses Abschnitts der Reihe ist der verwischte, autophage Körper des Mestizen, der diverse Charaktere in sich aufnimmt, und somit zu einem Subjekt „ohne jeglichen Charakter“ wird, der mutiert, sich vermischt und sich dabei jeden Augenblick neu erfindet. Die Beziehung zwischen dem gestaltenden Performer und dem Buch „Macunaíma“ von Mário de Andrade findet auf der sinnlichen Ebene statt – wie beim Eintauchen in einen Fluss, der ein Mitreißen, Entgleiten, Verformen, Auflösen, Entufern der Geografie bewirkt – und führt zu unterschiedlichen Körperlichkeiten, in denen das Ich in multiplen Charakteren erneut Boden gewinnt.

„Macunaíma“ war Ausgangspunkt des brasilianischen Modernismo, eine Absage an Kolonialära, akademische Konventionen und pathetische Noblesse. Dieser moderne brasilianische Identitätsroman ist eine Satire des portugiesischen Purismus, ein amerikanisches Sprach- und Kulturkonzept, in dem das primitive und das futuristische Brasilien, die Urwaldmenschen und die Bewohner des Großstadtdschungels São Paulo aufeinander treffen.

Konzept, Choreografie, Performance: Paula Carneiro Dias / Mitarbeit: Aldren Lincoln / Sounddesign: Paula Carneiro Dias / Produktion: Paula Carneiro Dias / Ton: Mateus Dantas / Licht: Aldren Lincoln / Fotos: Tiago Lima, Fernando Lopes / Video: Drica Rocha, Giltanei Amorim (Kamera), Paula Carneiro Dias (Schnitt)
Paula Carneiro Dias ist Tänzerin, Performerin, Schauspielerin, Videokünstlerin, Kulturproduzentin und Absolventin der UFBA (Bundesuniversität von Bahia) im Fach Tanz. Sie performte und produzierte die szenische Installation „O Engenheiro que Virou Maçã“ zusammen mit dem Kollektiv „Construções Compartilhadas“ und die Videoinstallation „Um Alemão Chamado Severino“ mit dem Kollektiv Quitana. Als Videokünstlerin und VJ arbeitete sie mit Werken der Gruppe His. In Zusammenarbeit mit Leonardo França realisierte und produzierte sie folgende Werke: „Reconco“ (2006), „Brucutu“ (2007) und „Brecha“ (2009). 2007 erhielt sie das Forschungsstipendium der „Residência de Pesquisa em Dança Contemporânea na Casa Hoffmann“, Curitiba (PR).