Vorträge + Gespräch, HAU 3: 14. April, 18 Uhr

Gender und Körperlichkeit – eine ambivalente Diskussion

Eine Diskussion über Sexualität, Gender und über die Art und Weise, wie sich diese Aspekte künstlerisch präsentieren und wie sie sich repräsentieren.

Moderation: Susanne Foellmer

Weder er, noch sie: einfach nur Jugendliche

ana chiaraAna Cristina de Rezende Chiara (Ana Chiara). Promotion in Literaturwissenschaften an der PUC-RJ, seit 1995 Professorin für Brasilianische Literatur an der UERJ. Sie widmet sich Studien zu folgenden Themen: Körper, Sexualität, Erinnerung. Außerdem interessiert sie sich zurzeit für plastische Bilder und Wort-Bilder, die die Notwendigkeit der Vergänglichkeit der Formen oder von körperlichen Formen, die nie dagewesen sind, und vor allem für die Möglichkeiten, dass die Kunstsprache diese Formen im Zusammenhang der zeitgenössischen kulturellen Transformationen verkünden, präsentieren: „Felder, auf denen sich die neue Sensibilität erschafft“ (Raul Antelo). Sie ist Autorin folgender Bücher: Pedro Nava: um homem no limiar (EDUERJ, 2001), Ensaios de Possessão (Irrespiráveis) (Caetés, 2006) und des unveröffentlichten Teoria em Transe. Sie nimmt am GT ANPOLL de Literatura Comparada teil und koordiniert den GPESq Corpo & Experiência. (http://gpcorpoexperiencia.blogspot.com/).
In seinem sehr bekannten Text mit dem Titel Aula weist Roland Barthes auf einen gewissen Faschismus der Sprache hin, der uns „zwingt zu sagen“. Auf der Ebene der Morphologie in der portugiesischen Sprache gibt es keine Möglichkeit, ein Neutrum zu verwenden. Entweder sagt man „er“ oder „sie”. Das Buch von Patti Smith “Só Garotos” (Nur Jungs), in dem die Rockkünstlerin von ihrer Freundschaft mit Robert Mapplethorpe erzählt und dessen Titel im Englischen “Just Kids” ist, verweist zwar auf das Alter der beiden, aber nicht zweideutig wie im Englischen auf das Geschlecht. In der portugiesischen Übersetzung wirft das einige Fragen über die Generation der 70er Jahre sowie über veränderte Verhaltensweisen, über die Undefinierbarkeit der sexuellen Identität (er oder sie?, die Unisex Mode), die Bilder des Körperkults oder des Venachlässigens des Körpers sowie über die Dekonstruktionen dieser durch den Künstler Mapplethorpe kreierten Bilder, die auch in „Outdoor Corpo Machine“ von André Masseno verwendet werden.

Die Performances des Gefährlichen und der brasilianische zeitgenössische Tanz – ein kurzer Überblick

andre_massenoAndré Masseno – Performer und Choreograf. Absolvierte ein Studium sowie eine Spezialisierung in brasilianischer Literaturwissenschaft an der UERJ und hat einen Abschluss in Darstellende Künste der UNIRIO.

Ausgehend von der Erklärung des bildenden Künstlers José Leonilson – “ich habe etwas in mir, das mich gefährlich macht” –, soll die Wahrnehmung des Gefährlichen in künstlerischen Strategien, die mit den gesellschaftlichen Reproduktionen von Gender und Sexualität kommunizieren und die sie zerstören, beleuchtet werden, indem die Darstellung des Anderen radikal vor dem Auge des Publikums und seiner Erwartungen stattfindet. Die Performance des Gefährlichen würde durch die Inszenierung einer körperlichen Pose, die zwischen der Gegenüberstellung und der Antwort situiert wird, schlau und wendig, anders als der Wunsch nach einer sozialen Sphäre der Normierung und Katalogisierung von Körper und Verhalten, die als abweichend angesehen werden. Also, welche Körper im brasilianischen zeitgenössischen Tanz posieren als das Gefährliche, das heißt, dieses Andere in einer gewälttätigen Präsenz, das uns zum Denken anregt?